Spielwürfel sollten bestimmte statische und dynamische Eigenschaften haben. Da das Resultat eines Wurfes immer ein eindeutiges sein sollte und die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer bestimmten Augenzahl möglichst zufällig, aber möglichst gleichmässig verteilt sein sollte, eignen sich für Spielwürfel nur bestimmte Formen.
Um das Rollverhalten zu optimieren besteht die Form eines klassischen Spielwürfels mit sechs Seiten oft aus einer Kombination von Würfel und Kugel. Während die Kugelform für ein langes Ausrollen und damit für ein möglichst zufälliges Resultat sorgt, garantiert die Würfelform dafür, dass seine Bewegung irgendwann zur Ruhe kommt und ein eindeutiges Resultat anzeigt.
Spielwürfel gibt es für unterschiedliche Zahlenbereiche. Eine geworfene Münze etwa stellt einen binären Würfel dar, der nur zwei Zustände kennt: «Kopf» oder «Zahl». Ein Würfel mit drei Zuständen ist zwar denkbar als eine dicke Münze, die auf ihrem Rand liegen bleiben kann. So ein Würfel hätte aber den grossen Nachteil, dass dabei die Chance, dass alle drei Zustände mit der gleichen Wahrscheinlichkeit auftreten nicht anschaulich nachvollzogen werden kann. Die meisten Spielwürfel basieren deshalb auf platonischen Körpern, die eine Anzahl gleicher Flächen aufweisen. Das Ikosaeder mit 20 Dreiecken, das Dodekaeder mit 12 Fünfecken, das Oktaeder mit 8 Dreiecken, das Hexaeder mit 6 Quadraten und schliesslich das Tetraeder mit 4 Dreiecken.
Beim Würfel basierend auf einem Thedraeder fällt sein widerspenstiges Abrollverhalten auf. Er stabilisiert sich schnell auf einer seiner Seiten. Während alle anderen Spielwürfel ihr Resultat eines Wurfs auf der Oberseite anzeigen, bleibt der Thetraeder-Würfel auf seinem Resultat liegen. Deshalb müssen alle übrigen Seiten entsprechend beschriftet werden. Das Thetraeder steht für das extrem stabile statische Prinzip der Dreifüsser oder Tripoden.
Bei einem Gespräch berichtete mir Hans Knuchel vom Spiel mit dem Ästchen einer Weinrebe, das wenn fallen gelassen immer wieder in einer anderen Position auf genau drei Punkten aufliegend zur Ruhe kam. Und seine Idee war die: Wie sähe eine Skulptur aus, die man ganz unterschiedlich aufstellen kann, so dass sie immer auf drei Punkten aufliegt, aber je nach Lage andere Eigenschaften ihrer Form, den Betrachter andere Gestalten assozieren liesse. Bei ersten Versuchen stellte sich heraus, dass eine derartige Skulptur auf dem statischen Prinzip kombinierter Thetraeder beruhen könnte. Recherchen zeigten, dass keine dreibeinigen Tiere auf der Erde existieren, ausser einigen Fischarten (Ipnopidae, Bathypterois grallator, Triacanthidae), die am Meeresgrund leben und sich auf drei ihrer Flossen stellen.
Beim Dreibeiner handelte es sich also um ein technisches Prinzip, das sich die Menschen seit langem wegen seiner statischen Eigenschaften zu Nutze gemacht haben. Etwa bei der Defensivwaffe des Krähenfusses, der auf die Strasse geworfen immer mit einer Spitze nach oben zeigt und so verlässlich Füsse von Menschen, Tieren oder Autoreifen verletzt.
Beim Stativ für Kameras oder Vermessungsinstrumente ist seine Statik Teil des Namens geworden. Im Englischen wird ein Stativ «Tripod», also Dreifüsser genannt.
Vermessungsinstrumente wie Theodolyten weisen zur präzisen Justierung ebenfalls drei verstellbare Auflagepunkte auf. Und zwar auch dann, wenn sie zusätzlich auf einem Dreibeinstativ montiert werden.
Auch dreibeinige Möbel wie Tische, Stühle, Barhocker und Feldstühle sind populäre Designobjekte.
Die Sperrigkeit von Beton-Tripoden findet an zahlreichen Küsten eine Anwendung als Wellenbrecher. Im zweiten Weltkrieg wurden sie auch als Panzersperren eingesetzt.
Dass Dreifüsser eher ein technisches als ein organisches Prinzip darstellen zeigt auch ihr Auftreten
in Science Fiction Filmen wie etwa im abgebildeten Roboter aus der Fersehserie «The Tripods»
(1984-85) oder
etwa in «War of the Worlds» (2005) von Steven Spielberg nach der Geschichte von H. G. Wells, wo die
Aliens ebenfalls dreibeinige Roboter sind.
Obwohl unser Film nur eine mögliche Skulptur zeigt, ist der Titel «Tripods» in der
Mehrzahl, weil die verschiedenen Stellungen der Skulptur
mehrere Dreifüsser zeigen und damit eher eine Gattung als ein Einzelwesen gemeint ist.